Machu Picchu, das war ja das grosse Ziel - und wir haben es erreicht mit gluehenden Herzen und nassen Schuhen und Hosen... Aber was macht die Faszination dieses Ortes eigentlich aus? Wir erfuhren das waehrend unserer Wanderung. Keine Bergwelt, die ich kenne, gleicht den hiesigen Anden. So etwas Schroffes, Steiles, Hohes, Erhabenesm zugleich kaum Bezwingbares habe ich noch nie gesehen. Die Taeler sind tausende Meter tief eingeschnitten, es gibt im Umkreis des Urubamba-Tales keinen eigentlichen Talboden: wo der eine Steilhang im reissenden Fluss oder Bach endet, beginnt am anderen Ufer sofort der steile Hang der gegenueberliegenden Talseite. Wenn man einmal in Aguas Calientes gewesen ist, dort eingequetscht von unglaublich hohen Bergen und einem derzeit Hochwasser fuehrenden Urumamba-Flusses, dann moechte man dort bestimmt niemals wohnen oder gar sich laenger dort aufhalten: zu bedraengend und beklemmend ist diese Macht der Berge und Taeler. Ganz anders erlebten wir es auf der Wanderung. Es waren dieselben Taeler und Nebentaeler, dieselben steilen Berge, die woertlich bis in die Wolken ragten, es war genauso atemberaubend - aber mit einem grossen Unterschied: Wir wanderten auf den Inkapfaden auf gewissermassen halber Hoehe: rechts steil rauf, links steil runter, aber es war eben genau diese "Zwischenwelt", die die Faszinatiion ausloeste: ueppige Pflanzenwelt, Blueten in voller Pracht, selbst die eigentlich kahlen Felswaende waren von Bromelien uebersaeht. Voegel, Kolibris, Schmetterlinge von 10 cm Durchmesser, - alles holte sich die Sonnenstrahlen, die in dieser Hoehe immer wieder durch die Wolken brachen. Das jeweilige Tal, die Berge, das Gruen, dies ueppige Leben, dazu die alten ausgetretenen Wege der Inkas an noch heute bewohnten Siedlungen vorbei - voellig abgeschieden und ohne Technik (was sollte hier auch nur ein Rad, DAS Rad, nuetzen? die Inkas kannten es nicht), wo nur Fuesse von Menschen und Llamas und Pferden sicher waren; man fuehlte sich ganz eigentuemlich zwischen Himmel und Erde, erreichte durch wabernden Nebel, durch eine warme Waschkueche endlich den Punkt, von dem aus der Blick auf Machu Picchu fiel. Denn diese Staette liegt in genau solch einer Landschaft, die daselbst eigentlich noch gewaltiger ist. Aus einer solchen Bergwelt Machu Picchu auftauchen zu sehen, ist wie eine Offenbarung. Das Geheimnis dieses Ortes enthuellt sich dem Wanderer, der sich langsam, allmaehlich, von oben (!!) her diesem faszinierenden Ort naehert. Es ist nicht der Baustil, nicht die exponierte Lage auf einem Sattel allein, nicht der Mythos der Inkas allein, der diese Magie erklaeren kann. Es ist der Ort als solcher. Wer ihn einmal entdeckt hat - und die Inkas haben ihn entdeckt! - der hat einen Ort von koeniglicher Erhabenheit gefunden wie kaum einen zweiten.
Wir sind dorthin gewandert, bis wir Machu Picchu sahen. Ok, den letzten Teil von Aguas Calientes hinauf haben wir wie alle Touristen mit dem Bus bewaeltigt. Aber wir wussten, von wo aus man eigentlich Machu Picchu betreten muss: nicht von unten, vom heutigen Parplatz aus, sondern von oben, wo sich auf der alte Hauptzugang befindet, am Ende eines der vielen Inkapfade, die auf Machu Picchu zuliefen, von der Inkabruecke her. Tatsaechlich hat uns erst unsere Wanderung mit all den Widrigkeiten und mit all den unglaublichen Schoenheiten den Sinn und die Augen oeffenen koennen fuer das Geheimnis dieser Welt der Anden und dieses Ortes Machu Picchu.
Ich habe kaum ein groesseres Erlebnis je gehabt. Davon will ich spaeter noch weiter berichten.
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